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15 Monate Mama – Von selbstbestimmten Entscheidungen

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Heute ist der 2. Juli. Das heißt, der Artikel zu 15 Monaten Mama, war eigentlich gestern fällig. Doch bevor ich auf „veröffentlichen“ gedrückt habe, hab ich ihn komplett gelöscht. Ich hatte ein kleines Kita-Eingewöhnungs-Tagebuch geschrieben. Wie läuft es? Wie geht es Mama? Wie geht es der Mini-Mainzerin. Und dann hatte ich das Gefühl, dass das alles falsch rüberkommen könnte. Denn es lief ein wenig holprig und ich wurde zwischenzeitlich überströmt von Zweifeln, ob das alles so richtig ist. Ich lasse euch bei meinen Mama-Artikeln immer ziemlich persönlich an meiner Gefühlswelt teilhaben. Weil ich glaube, dass manches auch mal ausgesprochen werden kann/soll. Ich bin total offen dafür, dass man seine Meinung zu Dingen sagt und man natürlich auch mal unterschiedliche Standpunkte hat.

In den vergangenen Wochen gab es zwei Fälle, bei denen Leute nicht allzu nette Kommentare hinterlassen haben (hatte nicht jedes Mal mit Kindern zu tun). Kommentare, die ich persönlich genommen habe, was ich wahrscheinlich nicht hätte tun sollen. Öffentlich in Erscheinung zu treten heißt natürlich, dass es Menschen gibt, die einem (in der Anonymität des Internets) auch gerne mal was um die Ohren hauen. Ohne nachzudenken oder auch bewusst provokant. Das sollte mich nicht kümmern, tut es aber.

Und nun hatte ich tatsächlich Angst auf „veröffentlichen“ zu drücken. Denn ganz ehrlich: ich brauche es nicht, dass man mir dann möglicherweise sagt, dass Kinder mit 14 Monaten eh nicht in die Kita gehören und mich ggfs. noch als Rabenmutter darstellt. Denn man kann doch davon ausgehen, dass die überwiegende Mehrzahl der Eltern sich über jeden Schritt bewusst Gedanken macht. Für jede Entscheidung gibt es Gründe, die bei dem einen vorliegen, bei dem anderen nicht. Die den einen belasten, den anderen jedoch nicht. Wie können Eltern über andere Eltern da urteilen? Wie kann jemand Fremdes eine Meinung dazu haben, ob ein anderes Kind so optimal erzogen wird?

Alle Eltern sind unterschiedlich. Alle Kinder sind unterschiedlich. Und jede dieser Kombinationen ist nochmal völlig individuell. Da geht es ja nun nicht nur um das Thema Kita, sondern um jede Entscheidung. Eine Mutter macht sich die Entscheidung ihr Kind frühzeitig abzustillen möglicherweise nicht leicht. Es kann hunderte Gründe geben, warum sie es doch tut. Dann kommt da jemand um die Ecke und meint zu wissen, dass ein unter 6 Monate gestilltes Kind sich auf dem direkten Wege in die Verdammnis befindet. Oder vielleicht entscheiden sich Eltern, dass ihr Kind die ersten zwei Jahre mit im Elternbett schlafen soll. Es mag ja sein, dass das für mich persönlich nichts ist, aber vielleicht schläft das Kind nachts ruhiger im Elternbett und sie haben einfach keine Lust, ein unruhiges Kind im eigenen Zimmer alle 2 Stunden zu beruhigen.

Im Grunde ist es egal, um welche Lebenssituation es geht. Bei den meisten Entscheidungen haben wir doch Argumente abgewogen. Oder zumindest gibt es so häufig eine kleine Stimme, die uns Zweifel an unserer Entscheidung einreden möchte. Und nun  kommt jemand von außen daher und gibt dieser kleinen zweifelnden Stimme ein lautes Organ. Die eigenen Zweifel werden einem vor den Latz geknallt und finden auch noch Zugang zum Herzen, weil sie ja auch irgendwie ein klein wenig schon in uns waren. Und das tut ganz schön weh! Dafür muss man nicht mal Eltern sein. Nur im Erziehungs-Bereich wird so ganz besonders gerne um sich gehauen.

Und plötzlich werden die Zweifel so groß, dass man versucht irgendwas umzureißen. Denn vielleicht war die Entscheidung nicht gefestigt genug. Da presst man das Kind in eine neue Situation, die vermeintlich besser ist. Ist sie aber nicht. Zumindest häufig nicht. Natürlich kann man sich mal verrennen und von außen einen sinnvollen Tipp erhalten, das steht außer Frage! Häufig jedoch sind Grundsatzfragen gut durchdacht und hoffentlich mit gutem Gefühl in Bauch und Herz gefällt worden.

Und genau so ist das mit der Entscheidung, die Mini-Mainzerin in die Kita zu bringen. Sie hat sich schwerer getan mit der Eingewöhnung, als ich es jemals von meinem so offenen Kind erwartet hatte. Zwischendurch kamen dann Zweifel, ob das vielleicht alles doch nichts für sie ist. Doch dann sehe ich, wie sie von den anderen Kindern einen Kuß bekommt, wenn sie geweint hat. Wie sie fröhlich winkt, wenn sie Kinder sieht, die sie mag. Und ich sehe, wie unglaublich entspannt unsere Nachmittage nun gemeinsam sind. Denn ich schicke sie bei weitem nicht den ganzen Tag und auch nicht jeden Tag dort hin. Trotzdem fällt ihr die Trennung sehr schwer, was bis vor kurzem noch nie ein Thema bei uns war. Zusätzlich sind während der Eingewöhnung 5 Zähne durchgebrochen, davon 4 Backenzähne. Und dann waren wir noch krank. Und so kann sich eine Eingewöhnung dann auch mal länger als 4 Wochen hinziehen.

Obwohl ich immer davon überzeugt war, dass dieser Schritt der richtige für sie und auch für mich ist, haben meine Gefühle zwischendurch Purzelbäume geschlagen. Inzwischen nicht mehr, denn nach knapp 6 Wochen sind wir nun angekommen. Gerade heute habe ich ein sehr glückliches und entspanntes Kind abholen dürfen. Sie hat sich verändert, keine Frage. Sie ist anhänglicher geworden, was sie vorher (manchmal schon beängstigend) wenig war. Und sie ist nach dieser kurzen Zeit auch schon selbstständiger geworden. Sie möchte plötzlich selber Essen und Trinken und klettert ganz alleine auf ihr Dreirad hoch und runter. Das alles hat sie vorher nicht gemacht. Ich denke, dass sie selbstständiger wird. Und ich denke, dass ihr der regelmäßige Kontakt zu Kindern gut tut. Denn sie beobachtet auch gerne. Zu Hause war ihr das häufig zu langweilig…so mein Gefühl.

Ich weiß, dass sie in ihrer kleinen Kita gut aufgehoben ist. Dass dort tolle Aktionen stattfinden, regelmäßig Musik gemacht und gelesen wird. Und genau deshalb möchte ich mir von niemanden Zweifel einreden lassen, auch wenn mein Mama-Herz die auch manchmal in sich trägt. Doch da sind so viele Faktoren, die einfach dafür sprechen. Und letztlich geht es uns doch allen darum, dass es unseren Kindern gut geht. Wir treffen nach Abwägung der Argumente die Entscheidung, die unserem Kind und im besten Fall auch uns selbst zugute kommt.

Was ich einfach mit diesem Artikel sagen möchte: lasst euch nichts einreden…egal um welches Thema es geht! Ob von Bekannten oder Fremden! Wenn ihr selbst das Gefühl habt, euch zu verrennen oder euch ein nahestehender Mensch das sagt, dann ist es völlig unstrittig, dass man Entscheidungen nochmal hinterfragt. Doch wenn ihr für euch und eure Familie eine Entscheidung trefft, die sich richtig anfühlt, aber nicht jeder teilt, dann ist das nicht euer Ding. Stellt an der richtigen Stelle euer Kind oder auch euch in den Vordergrund. Nur ihr wisst, was euerem Kind gut tut und wo die Grenzen sind. Seid euch selbst mit euren Entscheidungen am Wichtigsten! Kein Mensch ist bezüglich eurer Familie kompetenter als ihr selbst.


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