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16 Monate Mama – Die Sache mit den Regeln

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Momentan kommt es mir vor, als sei der letzte Monatsbericht unglaublich lange her. Ich frage mich, woran das liegt. Es ist gefühltermaßen so viel passiert, dabei ist gar nicht so viel passiert.

Doch, es passiert gerade viel. Mein Kind explodiert. In jede Richtung. Geistig, emotional und körperlich. Mein Kind ist jetzt definitiv ein Kleinkind. Und die größte Herausforderung aktuell: die Frustration eines kleinen Menschen aushalten, der das meiste begreift, aber die Antwort noch nicht richtig formulieren kann. Ein kleiner Mensch, der etwas sagen möchte, sich aber nicht in Worten verständlich machen kann. Ein kleiner Mensch, der selbstständig an Orte gehen möchte, das aber auf den beiden eigenen Füßen noch nicht schafft. Dieser kleine Mensch ist ein bißchen frustriert. Zu recht.

Dieser Monat war unglaublich anstrengend und schlafarm. Und gleichzeitig war ich am laufenden Band erstaunt, glücklich, stolz und ziemlich häufig albern.

Was immer augenscheinlicher wird, dass nun die Phase der Erziehung anfängt. Da wo man permanent „nein“ sagen muss (was ich hasse) und wo Wutausbrücke auf offener Straße die Folge sind. Aber auch zu Hause haben wir viele, viele Themen, bei denen Grenzen gesetzt werden müssen, was allen Parteien schwer fällt.

Und manchmal versuche ich mich dann in die kindliche Perspektive hineinzuversetzen und frage mich, wie verwirrend diese Welt eigentlich als kleiner Mensch sein muss. Da hat man ein Jahr lang Friede-Freude-Eierkuchen. Alles ist erlaubt. Als Mini-Mainzerin werfe ich alles runter und jeder denkt, wie süß das doch ist und hebt es auf. Da wird gerülpst, gepupst, alles angesabbert, zerrissen und alles sind total begeistert davon, was das Baby doch schon kann. Und plötzlich: cut! Vorbei! Nix mehr mit süß! Plötzlich werden Dinge verboten, sind eklig, gefährlich oder einfach nicht erlaubt.

16 Monate

Deshalb habe ich mal eine Liste erstellt. Eine Verständnis-Liste für unsere Kinder. Eine, die ich mir in Erinnerung rufe, wenn ich genervt bin, warum sie Dinge tut, die sie gerade nicht soll. Denn denken wir ein zweites Mal darüber nach, sollten wir uns mal die Frage stellen: woher sollen unsere Kleinen eigentlich wissen, dass das nicht geht, wenn wir es selber tun?

Willkommen, liebe Eltern, im Kurs „Wir sind einfach unlogisch für unser Kind!“

1. Toilettenpapier abrollen

Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der das nicht kennt. Kinder lieben es, irgendetwas abzurollen. Toilettenpapier, Küchenrolle, Mülltüten. Das nervt. Aber ganz ehrlich: wie soll ich meinem Kind beibringen, dass es die Toilettenrolle nicht abrollen soll, wenn es das tagtäglich bei mir sieht (weil sie immer mit aufs Klo will)! Ich rolle das Toilettenpapier ab, sie darf aber nicht. Dass ich das tue, weil ich das Papier oder die Mülltüten brauche, lässt sich momentan noch schwierig vermitteln. Der Unterschied zwischen (aus Erwachsenen-Perspektive) sinnlosem Abrollen und zielorientiertem Abrollen kommt noch nicht an.

2. Schrank ausräumen

Wahrscheinlich gibt es auch eine psychologisch fundiertere Erklärung dafür, warum Kinder alles ausräumen (räumliche Wahrnehmung etc.). Davon aber abgesehen: wie soll meine Tochter verstehen, dass ich Pfannen oder Töpfe aus dem Schrank nehmen darf, sie aber nicht?

3. Sachen werfen

Aktuell fängt die Mini-Mainzerin immer öfter an, Dinge um sich zu werfen. Das ist bei einem Zeitungsschnipsel nicht so schlimm, wenn sie aber Holzsteine wirft und ggfs. ein weiteres Kind da sitzt, finde ich das weniger lustig. Irgendwann fiel mir aber auf: woher soll sie wissen, dass man zum Beispiel Bälle werfen darf, aber anderes Spielzeug nicht?

4. Tasten drücken

Auf der Handy- oder Computertastatur rumzuhauen ist spannend. Finde ich aber weniger. Die Mini-Mainzerin hat mit dem Handy schon Menschen angerufen (danke Siri), mit denen ich seit Jahren keinen Kontakt habe. Aber wie soll ich denn meinem Kind klar machen, dass es nicht auf der Computer- oder Handytastatur rumdrücken darf, wenn ich das mache?

5. Rülpsen, Pupsen, Gähnen

An dem Punkt sind wir noch nicht komplett angekommen. Doch irgendwann fängt es plötzlich an, dass beim Rülpsen und Pupsen oder beim weit aufgerissenen Gähner nicht mehr alle völlig aus dem Häuschen sind, weil es ja sooooo süß ist. Doch wie verwirrend muss das denn für ein Kind sein? Eben noch sind alle vor Glück ausgerastet, weil das Verhalten so niedlich ist und plötzlich heißt es: nicht laut rülpsen! Davon abgesehen heißt es ja Aufstoßen, was den lauten Ton schon mal verbietet. Pupsen wird auch zum no-go. Und beim Gähnen muss man doch die Hand vor den Mund halten, und das süße Löwengesicht zählt plötzlich nicht mehr.

Tja, und so steht unser Kind plötzlich vor einer Welt voller Regeln und Verbote. Je mehr ich darüber nachdenke, desto trauriger finde ich es, dass die Kinder irgendwann plötzlich in so ein Schema hineingepresst werden. Mir ist bewusst, dass Kinder gewisse Regeln auch einfach brauchen. Aber in manchen Momenten tut es mir einfach leid.

Auch wenn sie im Kinderwagen sitzt und nicht gefahren, sondern getragen werden möchte. Für mich ist es schwierig, Kinderwagen, Einkaufstasche und Kind zu koordinieren. Also muss ich das Geschrei im Wagen aushalten. Und sie auch, weil sie im gewissen Rahmen halt lernen muss, dass manches manchmal einfach nicht geht. Doch gleichzeitig weise ich ein Kind zurück, dass gerne Körperkontakt haben möchte. Eines, das lieber nah bei Mama und Papa sein möchte.

Unser Alltag wird sich durch diese Erkenntnis wenig ändern. Aber manchmal möchte einfach ein bißchen lockerer sein. Lockerer ihr gegenüber und auch mir gegenüber. Denn nicht sie stresst mich, sondern ich stresse mich. Und wenn ich mich mal zu arg aufrege, dann möchte ich mir die kindliche Perspektive in Erinnerung rufen. So, wie man sich auch beim Spielen einfach mal fallen lassen und Kind sein sollte.

Mein Kind soll eine unbeschwerte Kindheit mit Regeln an den wirklich relevanten Stellen haben. Auf keinen Fall möchte ich sie permanent zurechtweisen und „einnorden“. In diesem Zusammenhang habe ich kürzlich bei Instagram einen ganz wunderbaren Spruch gelesen. Der hat mich sehr berührt und deshalb möchte ich ihn hier mit euch teilen. Er soll uns bzw. erstmal vor allem mich daran erinnern, worauf es wirklich ankommt und meine Regeln und Formen im Kopf reduzieren:

Mein Alltag blau


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