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Heiraten für alle

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Es ist ja momentan DAS Thema und ich habe lange hin und her überlegt, ob ich etwas darüber schreiben soll. Aber hey, warum nicht! Und nachdem ich nun mal wieder einen Artikel in der FAZ gelesen habe, ist mein Puls in unermessliche Höhen geschossen. Es geht um das Thema „Homo-Ehe“.

Es gibt ja so Themen, da kann man drüber streiten. Da verstehe ich, wenn jemand anderer Meinung ist, auch wenn ich sie nicht teile. Aber das Thema Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare ist so etwas, da ist mir unbegreiflich, wie man nicht dafür sein kann! Und weil ich die Verfasser so mancher Artikel (und noch schlimmer: Kommentatoren!) manchmal gerne am Kragen packen und schütteln möchte, tue ich das hier jetzt einfach mal so ganz allgemein. Die Punkte, die ich in diesem besagten Artikel und Kommentaren gelesen habe, möchte ich aufgreifen. Denn das ist ja nicht die einzige Stelle, an der diese Argumente zu hören sind.

Schutz der besonderen Stellung der Familie (im Rahmen der Ehe)

Ich kann bei diesem Argument nicht nachvollziehen, inwiefern die Nicht-Einführung der „Homo-Ehe“ das bislang klassische Familienmodell schützen soll? Das würde ja implizieren, dass weniger heterosexuelle Ehen geschlossen würden, nur weil homosexuelle Paare jetzt auch heiraten dürfen. Oder aber man könnte vermuten, dass sich jemand vom eigenen Geschlecht abwendet, weil es ja so unglaublich attraktiv ist, das andere Geschlecht zu heiraten! Schon während ich das schreibe, klingt das so absurd. Also meine Frage: inwiefern wird denn das klassische Familienmodell geschützt, indem es andere nicht dürfen? Wovor hat denn da jemand Angst? Vielleicht hat vor hunderten Jahren mal jemand definiert, was Ehe ist und wer heiraten darf. Aber nur, weil das mal irgendjemand (wer eigentlich?) definiert hat, heißt das nicht, dass das für immer so sein muss.

In einer Zeit, als Homosexualität noch ein Nicht-Thema war – dafür aber im stillen Kämmerlein schon immer ausgelebt wurde – kam natürlich keiner auf die Idee, die Ehe auf jede Beziehungsform zu beziehen. Aber ist es deswegen falsch, das heute geradezurücken?

Familie ist, wer Kinder produzieren kann

Dass eine echte Familie nur jemand ist, der (zumindest theoretisch) Kinder produzieren kann, finde ich nun als Argument immer häufiger. Ist natürlich ein Argument, dass jede Diskussion beendet. Dann dürften aber ja Menschen (Frau/Mann), denen schon vor ihrer Ehe klar ist, dass sie niemals Kinder haben werden, dieser Familienstatus und dieser besondere Schutzgedanke auch abgesprochen werden. Ach nee, sie könnten ja theoretisch. Anstatt sich darüber zu freuen, dass es – in einer Gesellschaft, die permanent über Kindermangel klagt – Menschen gibt, die sich Kinder wünschen, wird jenen das Recht abgesprochen. Die Politik hat sich ja in diesem Punkt (gefühlt zähneknirschend)  etwas bewegt, aber offensichtlich gibt es noch genug Stimmen, die sich hier eine kleine möchtgern-heile Welt zusammenreimen möchten.

Es betrifft doch nur 5% der Bevölkerung

Ja, stimmt. Was machen wir denn so ein Theater. Es sind doch nur 5 % der Bevölkerung von der Gleichstellung der Ehe betroffen. Und ganz schlaue Kommentatoren haben ja auch genügend homosexuelle Freunde, die gar nie heiraten wollen. Sprich wir sinken noch auf unter 5%. Dazu sage ich dann: wenn es doch „nur“ 5% der Deutschen betrifft…warum dann die Angst um den Zusammenbruch der „klassischen“ Familie?

In der Politik wurde doch jetzt schon einiges getan

Tatsächlich werden Gesetze, Verordnungen und was weiß ich noch alles angepasst, so dass die Recht gleichgeschlechtlicher Paare sich denen heterosexueller Paare annähern. Aber da stelle ich mir die Frage, warum man nicht schlicht und einfach den Ehebegriff ausdehnt? Damit wäre alles erledigt. Da müsste man nicht rumlavieren, über jedes Wort diskutieren und nachbessern. Ein „es gilt für alle“ würde ziemlich schnell gehen und alles klären.

Fazit

Ja, das Thema bewegt mich. Und wisst ihr, was mich am meisten aufregt? Umfragen zufolge haben drei  Viertel der Deutschen kein Problem mit der Gleichstellung. Selbst in konservativen Kreisen, beträgt die Zahl noch gut zwei Drittel. Da frage ich mich ständig, warum überhaupt noch diskutiert wird? Warum wird in der Politik noch so lange über Dinge diskutiert, die der Großteil der Bevölkerung eigentlich schon abgehakt hat?

In diesem Punkt können wir uns wirklich mal ein Beispiel an Irland nehmen. In einem Land, das zudem auch noch in seiner Mehrheit katholisch geprägt ist, scheint das weniger ein Problem zu sein. Ich finde, wir haben jetzt lange genug diskutiert. Und sind wir mal ehrlich…irgendwann wird die Gleichstellung so oder so kommen. Warum also nicht jetzt?


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